Auf und Ab eines Fußballclubs unter vier Namen
Eine wechselvolle Geschichte liegt hinter dem "Sportclub Eintracht Freising e. V.", wie sich der Fußballclub in der Savoyer Au, die alte, ehrwürdige "Eintracht", nach dem Zusammenschluss, der sog. "Fusion", mit den Fußballern des "Sportclubs" nennt - bis dahin ihre heißesten und gelegentlich auch erbitterten Konkurrenten um die fußballerische Vormachtstellung in Freising. Eine wechselvolle Geschichte, die auch oder nur im Spiegel der Zeitgeschichte zu begreifen ist:
Datum und Name des am 1. Mai 1927 gegründeten Vereins "Freie Fußballvereinigung Stadt Freising" sagen einiges über Gedankengut und Motive seiner Gründungsmitglieder. Die Arbeiterschaft hatte sich nach dem Ersten Weltkrieg für den aus England importierten Sport adliger und bürgerlicher Gentlemen und Studenten zu interessieren begonnen, wesentlich später als im "Mutterland" selbst. Der Fußball begann auch auf dem Festland zum Massenphänomen, zum Bestandteil der Arbeiterkultur zu werden, seinen elitären Charakter zu verlieren. Neben dem Vereinsnamen lässt auch die Chronik keinen Zweifel am proletarischen Selbstverständnis. Man wollte sich von den bürgerlichen, burschenschaftlichen Vereinen ebenso unterscheiden wie von denen soldatischer Herkunft. Außerdem war der "freie Fußball" gegen die traditionell ausgeprägte Staatsorientierung des Sports im Kaiserreich gerichtet:
"Umbraust uns auch der Sturmwind sehr,
wir weichen keiner Kraft nicht mehr
und spielen freien Fußball"
reimt der Gründungsvorsitzende Karl Metzenauer mit echt bayerischer doppelter Verneinung. Knapp zwei Jahre später ändert man "verschiedenen Gründen entsprechend" den Vereinsnamen in "Freier Fußballclub Eintracht Freising". Doch die ideologische Abmilderung des Namens hilft nichts: Die "Propaganda" für den "freien Fußball" wie für freie Gewerkschaften, der Aufruf zu Maikundgebungen ("Es wird gewünscht, dass sämtliche Mitglieder erscheinen"), passt den an die Macht gekommenen Nationalsozialisten nicht ins Konzept.
Im März 1933 wird der "Freie Fußballclub Eintracht Freising" verboten, sämtliches Material beschlagnahmt. "Nach der völligen Kapitulation des 3. Reiches... fanden sich sofort wieder die alten Sportkameraden zusammen und nahmen die Gründung am 25.7.1946 im Gasthaus ‚Gösswein' vor", setzt die Chronik 1951 wieder ein. Der neue - diesmal nur verkürzte - Name: "Fußballclub Eintracht Freising", der 50 Jahre "halten" sollte.
Das Attribut "frei" ist nun überflüssig, die Nachkriegsgeschichte der "Eintracht" kann beginnen, weltanschaulich offen, aber auch intensiv traditionsbewusst, geprägt vom sportlichen Auf und Ab zwischen B- und A-Klasse in den 50er und 60er Jahren, der Bezirksliga-Ära zwischen 1976 und 92, dem Wiederaufstieg 1995, zum anderen vom Finden einer festen Heimat in der Savoyer Au, nachdem der "Erdinger Sportplatz" seit 1952 vertraute Umgebung gewesen war. 1975 wird das eigene Sportheim bezogen und eingeweiht, noch vor Fertigstellung des Stadions in der Savoyer Au. Natürlich trägt dies zur Konsolidierung der Arbeit und zum sportlichen Erfolg bei: Zweimal - 1983 und 1986 - scheitert die Bezirksliga-Elf nur knapp am Aufstieg in die Landesliga. Die Senioren werden Seriensieger der AH-Runde. Die Jugendarbeit wird intensiviert und systematisch organisiert.
1977 wird eine Stockschützen-Abteilung gegründet und 1982 im Südzipfel des Stadiongeländes eine beeindruckende Asphaltbahn-Anlage eingeweiht. Eine Damengymnastik-Abteilung und die 1986 gegründete Kraftsport-Abteilung komplettieren über lange Jahre das sportliche Angebot. Trotz der beachtlichen Erfolge der Stockschützen: Der prägende, motivierende, tragende Faktor im Verein ist die Situation der Fußballer. So ist es wohl auch zu verstehen, dass das nicht zu übersehende Stagnieren der Fußballer die langjährigen Fusionsbemühungen mit dem "Sportclub" in Gang setzt. 1996 kommen sie zum erfolgreichen Ende und führen zum vierten Namen: "Sportclub Eintracht Freising", kurz: SEF. Kaum ein Jahr alt, verbinden sich viele Hoffnungen mit dem neuen Markenzeichen, die Gründung einer Eishockey-Abteilung reagiert auf den Bau des Eisstadions, ein Förderkreis soll helfen, den Freisinger Fußball auf ein ansehnliches Niveau zu heben und die große Aufgabe der Jugendarbeit abzufedern. Daneben lebt der Stolz der alten "Eintrachtler" auf ihre 20 Jahre alte Heimat in der Savoyer Au, auf ihre Geschichte, ihre Identität unter neuem Namen mit neuen Sport-, Fußballkameraden und man kann ihn verstehen, wenn man das Sportheim besucht, das Leben in ihm verfolgt, die blühende Zusammenarbeit mit anderen Vereinen in seiner Umgebung, wenn man Chronik und Geschichte studiert. Die Offenheit für das Neue, eine sehr pragmatische Sicht des sportlichen Erfolgs bei aller Traditionsgebundenheit war dem Verein immer zu Eigen. Das war und ist Grundlage und Chance der "Fusion", die sie in den letzten vier Jahren in beeindruckender Weise - das kann man im Jahr 2000 sagen - wahrgenommen hat.